Militärhunde sind aufgrund des vermehrten Aufenthaltes im Freien – mehr als andere Hunde – Vektoren wie Zecken oder Stechmücken ausgesetzt. Die Folge: Sie haben ein generell erhöhtes Risiko, sich mit vektorübertragenen Krankheitserregern zu infizieren. Um vor diesem Hintergrund ein genaueres Bild der Infektionslage zu gewinnen, untersuchte ein Forschungsteam des Instituts für Parasitologie der Vetmeduni 94 klinisch gesunde Hunde im Zeitraum 2016 und 2020, die beim Österreichischen Bundesheer im Militärhundezentrum Kaisersteinbruch im Dienst stehen bzw. standen.
Zecken und Stechmücken als Überträger, Klimaerwärmung als Treiber
Zwei der Hunde wurden positiv auf Dirofilaria repens getestet. Dieser Fadenwurm ist ein Parasit des Unterhautgewebes von Hunden, als dessen Zwischenwirt und Überträger Stechmücken fungieren. Das Hauptverbreitungsgebiet des Parasiten ist Süd- und Osteuropa, im Zuge des Klimawandels breitet sich der Fadenwurm jedoch zunehmend nach Norden aus. Die von ihm verursachte kutane Dirofilariose betrifft nicht nur Hunde, auch eine Infektion des Menschen ist möglich.
Bei zehn Hunden konnten spezifische Antikörper gegen Borrelia burgdorferi s. l. – dem von Zecken übertragenen Erreger der sowohl bei Hunden als auch Menschen die Lyme-Borreliose auslösen kann – nachgewiesen werden.
Weitere sechs klinisch gesunde Hunde wurden zudem positiv auf Babesia canis getestet. Die durch Zecken übertragenen Einzeller der Gattung Babesia rufen die potenziell tödliche Infektionskrankheit Babesiose hervor. Während die Babesiose bis in die 1970er Jahre vor allem eine „Reisekrankheit“ bei Hunden war, kommt sie durch die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets der Buntzecke mittlerweile auch nördlich der Alpen vor.
Große Relevanz für das Österreichische Bundesheer sowie für die öffentliche Gesundheit
Das Aufrechterhalten der Einsatzbereitschaft der Militärhunde und des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung funktioniert am besten mit dem professionellen Zusammenwirken der Spezialisten des Bundesheeres und der Vetmeduni.
„Durch die Ergebnisse mit dem Nachweis von Dirofilaria repens, Borrelia burgdorferi s. l. und Babesia canis im Jahr 2016, mussten und konnten die entsprechenden Maßnahmen gegen vektorübertragene Krankheitserreger für Militärhunde spezifischer an die Situation angepasst und verbessert werden. Dass dies erfolgreich gelungen ist, ist durch die Ergebnisse aus den Folgejahren ersichtlich,“ so Studien-Erstautor Bernhard W. Sonnberger vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni. Zudem sind damit laut Studien-Letztautor Hans-Peter Fuehrer, ebenfalls vom Institut für Parasitologie der Vetmeduni, auch Gefahren für den Menschen verbunden: „Die hohe Zahl der gefundenen vektorübertragenen Erkrankungen unterstreicht die Notwendigkeit, solche Infektionen sowohl bei Menschen als auch bei Hunden stärker zu überwachen und zwar nicht nur im Setting der Militärhunde. Denn von Vektoren übertragene Krankheitserreger sind von großer Relevanz für die öffentliche Gesundheit.“
„Dass unser Bundesheer im Bereich der Forschung gerne über den Tellerrand schaut, hat es bereits in der Vergangenheit bewiesen. Das ist auch in der aktuellen Studie zu sehen: Durch die Zusammenarbeit mit zivilen Forschungseinrichtungen, sorgen wir mit dem erlangten Wissen nicht nur für die Sicherheit unserer Soldaten, sondern auch für den Schutz unserer militärischen Vierbeiner“, zeigt sich Verteidigungsministerin Klaudia Tanner über das Projekt mit der Vetmeduni erfreut.