Die bloße Anwesenheit eines Hundes lässt Kinder konzentrierter, ruhiger und weniger aggressiv werden. Haben Kinder beim Aufwachsen eine starke Bindung zu ihrem Heimtier, entwickeln sie mehr Empathie und eine höhere Sozialkompetenz. Das wird durch die Ausschüttung von Oxytocin, dem sogenannten „Bindungshormon“, hervorgerufen – es stärkt Vertrauen und fördert soziale Bindungen.

Niemals ohne Aufsicht

Nichtsdestotrotz braucht es Erwachsene und TierhalterInnen, die stets aufmerksam beobachten, anleiten und beaufsichtigen. Es ist ihre Aufgabe, sich einerseits mit der Ausdrucksweise der Hunde und andererseits mit den Besonderheiten von Kindern auseinanderzusetzen.

>> „Die positiven Effekte von Hunden auf Kinder entfalten sich dann am besten, wenn Eltern Kinder als auch Hunde anleiten, wie man am besten miteinander umgeht.“ Karl Weissenbacher, Leiter der Prüf- und Koordinierungsstelle Assistenzhunde und Therapiebegleithunde am Messerli Forschungsinstitut/Vetmeduni Vienna <<

(Klein-)Kinder verstehen Signale des Hundes nicht

Verschiedene Studien der letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass Kinder die Welt anders wahrnehmen als Erwachsene. So orientieren sich vor allem Kleinkinder hauptsächlich am Kopf und Gesicht des Hundes und halten etwa gefletschte Zähne beim Knurren häufig für Lachen. Außerdem entwickelt sich das Empfinden für Empathie erst ab dem Alter von vier Jahren, das bedeutet, dass es ihnen nicht möglich ist, sich in die Bedürfnisse des Hundes hineinzuversetzen.

>> „Kinder bemerken oft gar nicht, wenn Hunde mit ihrer Körpersprache vermitteln, dass sie nicht gestreichelt werden wollen. Sie brauchen die Unterstützung von Erwachsenen, um sie richtig zu verstehen“, so Maggie Entenfellner, Vizepräsidentin des Vereines „Tierschutz macht Schule“ <<

Hunde brauchen Rückzugsmöglichkeiten

Im Zusammenleben von Kindern und Hunden ist es sehr wichtig, dass die Grundbedürfnisse des Hundes durch Kinder nicht beeinträchtigt werden. Hunde zeigen ihre Stimmungslage durch Körpersprache: Signale, die alle Familienmitglieder erst deuten lernen müssen, um ein reibungsloses Zusammenleben möglich zu machen.

Zum Beispiel benötigen erwachsene Hunde zwischen zwölf und 14 Stunden Schlaf am Tag, Welpen sogar bis zu 20 Stunden. In einem Haushalt mit Kindern kann das schon mal schwierig werden, da sie beim Spielen laut sein können, sich ruckartig bewegen und auch grob werden können. Bekommt der Hund nicht genügend Ruhe, leidet er unter Dauerstress, was zu Verhaltensproblemen führen kann. Auch während der Kind-Hund-Interaktion müssen Erwachsene übergriffiges Verhalten von beiden Seiten sofort unterbinden.

>> „Die Gefahr, die auch vom eigenen Hund ausgehen kann, wird von Eltern oft unterschätzt“, so Christine Arhant vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz der Vetmeduni Vienna <<

85% der Bissunfälle ereignen sich mit Hunden, die das Kind bereits kennt

Einer Umfrage zufolge werden nur 2% aller Bissunfälle bei der Polizei oder im Krankenhaus gemeldet. Das könnte daran liegen, dass 85% dieser Unfälle mit Hunden aus dem eigenen Haushalt oder mit jenen von Freunden oder Bekannten passieren. In den meisten Fällen waren Hund und Kind unbeaufsichtigt, dem Biss ging eine übergriffige Aktivität des Kindes voraus beziehungsweise wurden raumfordernde Signale des Hundes missachtet.

Klare Regeln und Strukturen

Gemeinsam mit ihren Kindern sollten Eltern klare Regeln und Strukturen vereinbaren. Aus der Forschung im Bereich der Unfallprävention weiß man, dass alleine Regeln zu lernen nicht hilft. Kinder müssen diese laufend üben und richtige Verhaltensweisen wiederholen. Unterstützt wird das Lernen durch Nachahmung. Es ist also wichtig, dass Erwachsene und HundehalterInnen mit gutem Vorbild vorausgehen. Praxistipps und mehr zur Körpersprache findet sich in der „Kind und Hund – aber sicher“- Broschüre vom Verein Tierschutz macht Schule.

10 klare Regeln

  • Kind und Hund stets beaufsichtigen
  • Erziehung von Hund wie Kind
  • Tabuzonen für Kinder: Liegeplatz vom Hund, schlafender Hund, Futterschüssel
  • Tabuzonen für Hunde: Kinderzimmer/Kinderdecke, Kinderspielsachen
  • Feinfühligkeit von Kindern fördern; entspanntes Miteinander statt wildem Toben
  • Keine Objektspiele (Zerr-/Wurfspiele) oder Raufspiele, stattdessen ruhige Suchspiele
  • Kind darf Hund nie etwas wegnehmen
  • Kind und Hund müssen ungestört essen bzw. fressen können
  • Hund hat niemals die Aufgabe, Kinder zu reglementieren oder zu hüten
  • Erlernen der Körpersprache des Hundes, Deutung der Signale für Zufriedenheit und Bedrängnis

Infografik „Kinder und Hunde – Tipps zum richtigen Umgang“ als pdf zum Download