Manche Moleküle sind wie Bild und Spiegelbild
Bei der Herstellung von Medikamenten wird viel Abfall produziert. Das liegt unter anderem daran, dass in manchen Fällen die Hälfte des Ausgangsmaterials für bestimmte Herstellungsschritte unbrauchbar ist. Schuld daran ist die Struktur der eingesetzten Moleküle. „Manche von ihnen kommen in zwei Formen vor, die einander ähneln wie Bild und Spiegelbild. Während sich die eine Variante als pharmazeutischer Wirkstoff eignet, kann die andere Schaden anrichten“, erklärt Wolfgang Kroutil. Bislang wurde die unerwünschte Molekül-Form deshalb einfach als Müll entsorgt. Gleichzeitig suchen WissenschafterInnen nach Wegen, um auch sie nutzbar zu machen.
Hier kommt Licht in die Sache
Den ChemikerInnen der Uni Graz ist genau das jetzt gelungen. Silvia Glück beschreibt die Methode: „Zunächst beschleunigen wir die Reaktion mit Biokatalysatoren. Diese umweltfreundlichen ‚Turbo‘-Teilchen sind fähig, zwischen den beiden Molekül-Formen zu unterscheiden. Zusammen mit dem zweiten Schritt, in dem mit der Energie des Sonnenlichts Sauerstoff aktiviert wird, kann die unerwünschte Molekül-Form in die gewünschte umgewandelt werden. Das Ergebnis ist zu hundert Prozent brauchbares Material bei einer völlig schadstofffreien, natürlichen Produktionskette.“
Publikation: S. Bierbaumer, L. Schmermund, A. List, C. K. Winkler,* S. M. Glueck,* W. Kroutil, Synthesis of Enantiopure Sulfoxides by Concurrent Photocatalytic Oxidation and Biocatalytic Reduction. Angewandte Chemie Internation Edition 2022, e202117103. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/anie.202117103