In China waren Sonderwirtschaftszonen der Anfang vom Wandel. Auch in Nordkorea gibt es zahlreiche solche Industriezonen – allein unter Kim Jong Un wurden mehr als 20 eröffnet, doch westliche Investoren lassen sich aufgrund der Sanktionen nicht blicken. Das, was Nordkorea in den vergangenen Jahren gelungen ist – es gibt vereinzelt marktwirtschaftliche Elemente – verdankt es vor allem China, was das weltpolitische Machtgefüge in Schieflage bringen könnte. Vieles deutet darauf hin, dass langfristig die beiden Koreas immer abhängiger von China werden und sogar unter dessen Führung zusammenwachsen könnten. Sollte der Westen diesen Einflussverlust hinnehmen?

Wie leben die Menschen in Nordkorea abseits all der medial breit getretenen Klischees? Die Mittelschicht fährt E-Bikes oder studiert sogar im Ausland – in den Städten sieht man wohl genährte Kinder. Aber: In dem Land herrscht weder freie Berufswahl noch Reisefreiheit, es gibt weder Rede- noch Versammlungsfreiheit und weite Bevölkerungsteile leiden nach wie vor an Mangelernährung. Was tun? Das Zauberwort lautet „Normalität“, denn die Auswirkungen der Sanktionen treffen oft die Falschen. Was bedeutet das für den Westen? Vielleicht: Captain America, reich die Hand!

Rüdiger Frank ist Professor für Wirtschaft und Gesellschaft Ostasiens und Vorstand des Instituts für Ostasienwissenschaften der Universität Wien. Der Ökonom und Ostasienwissenschafter, der u.a. Russisch und Koreanisch spricht sowie an der Kim-Il-Sung-Universität in Pjöngjang Koreanisch studierte, gilt als einer der führenden Nordkorea-Experten Europas. Frank arbeitet seit zehn Jahren mit dem Weltwirtschaftsforum zusammen, lehrt an südkoreanischen Universitäten, ist neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch als Politikberater aktiv und publiziert regelmäßig zu Nordkorea: Zuletzt erschienen „Unterwegs in Nordkorea: Eine Gratwanderung“ (2018) und „Nordkorea: Innenansichten eines totalen Staates“ (2014).

Ingrid Steiner-Gashi ist Auslandskorrespondentin bei der Tageszeitung „Kurier“. Ihre Reportagen führten sie u.a. auch nach Nordkorea. Steiner-Gashi ist nicht nur journalistisch, sondern auch als Autorin aktiv. Auf Interesse stieß vor allem ihr Buch „Im Dienst des Diktators: Leben und Flucht eines nordkoreanischen Agenten“ (2010), in dem ein hochrangiger Überläufer, der heute legal in Österreich lebt, über sein Leben in Nordkorea erzählt. Steiner-Gashi studierte Romanistik sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien.

Gespräch in der Aula am Uni Wien Campus und auf Facebook Live
NACHGEFRAGT bringt Wissenschaft, Journalismus und Publikum zusammen, um Themen zu diskutieren, die die Gesellschaft bewegen. Mit der Diskussion, die via Facebook Live online übertragen wird, liefert die Universität Wien wissenschaftliche Expertise zu aktuellen Themen. Darüber hinaus ist das Format ein Beitrag zur Vernetzung von Wissenschaft, Journalismus und Öffentlichkeit. Fragen zum Thema können sowohl vor Ort als auch via Facebook live gestellt werden.

NACHGEFRAGT
Die Reihe NACHGEFRAGT ist eine von zahlreichen Aktivitäten, die die Universität Wien in Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung ihres Campus als Begegnungsort zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit regelmäßig veranstaltet. Das Programm für das Sommersemester finden Sie unter campus.univie.ac.at und facebook.com/uniwiencampus

NACHGEFRAGT
Nordkorea: Wohin weht der Wind of Change?
Zeit: Dienstag, 17. März, 18 Uhr
Ort: Aula am Campus der Universität Wien, 1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 1