Im Arnold-Schönberg-Jahr 2024 beschäftigt sich das Exilarte Zentrum der mdw mit dem gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld des Begründers der Zweiten Wiener Schule. Mit der ab 5. März 2024 geöffneten neuen Sonderausstellung „Triangel der Wiener Tradition“ wird besonderes Augenmerk sowohl auf Alexander Zemlinsky, der Schönberg unterrichtete und ihn in die Wiener Musikkreise einführte, als auch auf den Schönberg-Schüler und späteren Assistenten Richard Hoffmann gerichtet, dessen Nachlass sich seit kurzem im Archiv des Exilarte Zentrum befindet.
Diese drei Persönlichkeiten, ihre berufliche, freundschaftliche und musikalische Verbindung sowie deren Schicksale während der Zeit des NS-Regimes, werden anhand von Lebensdokumenten, Fotos und Notenmanuskripten nähergebracht. Die Ausstellungsdramaturgie führt zunächst in die rauschende und schillernde Zeit des künstlerischen Austauschs großer, einander inspirierender Freigeister wie Alma Mahler-Werfel, Gustav Mahler, Carl Moll, Koloman Moser, Sigmund Freud, Egon und Emmy Wellesz und Arnold Schönberg. „Triangel der Wiener Tradition“ betitelt die Verbindung dreier Musiker, die als Komponisten, Pädagogen und Freunde ein ähnliches Schicksal teilten: sie waren jüdischer Herkunft und somit Verfemte und Verbannte.
Die Ausstellung zeigt auf, mit welch willkürlicher Bürokratie die NS-Diktatur jüdische und systemkritische Menschen schikanierte: Dokumente wie Zemlinskys Reichsfluchtssteuerbescheid und Alien Registration Receipt Card mit Fingerabdruck sind im Original zu sehen. Zemlinsky und Schönberg gelang die Flucht per Transatlantik-Dampfschiff in die USA, Richard Hoffmann emigrierte nach Neuseeland. Vielen Musiker_innen aus der Gesellschaft um Zemlinsky, Schönberg und Hoffmann gelang der Weg in die Freiheit nicht. Sie lebten im Untergrund oder wurden von den Nazis ermordet (zum Beispiel Schönbergs Familienmitglieder oder der Schönberg-Freund und Verleger Henri Hinrichsen).
Die Ausstellung spürt auch der Frage nach, wie sehr das erzwungene Exil einen Menschen, einen Künstler in seinem Schaffen verändert und wirft einen Blick auf das jeweilige Œuvre vor und nach der Flucht in eine ungewisse Zukunft. Die 1947 in den USA geschriebene Partitur zu einem der bekanntesten Werke Arnold Schönbergs A Survivor from Warsaw wird in der Ausstellung ebenso kontextualisiert wie die beiden in New York entstandenen Lieder-Sammlungen Alexander Zemlinskys aus 1938 (op. 27) und 1940 (ohne op.). Zuvor große symphonische Werke verfassend, ist Alexander Zemlinsky kompositorisch durch die Verfolgung beinahe verstummt.
Triangel der Wiener Tradition: Zemlinsky – Schönberg – Hoffmann
05. März – 20. Dezember 2024
Exilarte Zentrum der mdw
Lothringerstrasse 18/1. Stock
1030 Wien
Eintritt frei!
Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag 15:00 – 19:00
Samstag 13:00 – 17:00
Feiertags geschlossen
Über Exilarte
Seit 2006 hat sich Exilarte der Erforschung, Bewahrung und Präsentation der musikalischen Werke jener Künstler_innen verschrieben, die von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben und ermordet wurden. Seit 2016 ist Exilarte als Forschungszentrum Teil der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Derzeit befinden sich die Nachlässe von über 30 Komponist_innen im Exilarte Zentrum. Die von Exilarte gesicherten Musikwerke werden wissenschaftlich erforscht, für die künstlerische Praxis zugänglich gemacht und veröffentlicht. Möglichkeiten, diese Werke zu hören, gibt es regelmäßig im Rahmen von Konzerten in den Räumlichkeiten des Exilarte Zentrum in der Lothringerstraße sowie an externen Spielstätten, u.a. in der Konzertreihe „Echo des Unerhörten“ im Ehrbarsaal.