Der Wolf (Canis Lupus) besiedelt nach den Westalpen in Italien und Frankreich zunehmend die östlicher gelegenen Teile der Alpen in der Schweiz, Österreich, Deutschland und Slowenien. Das im September 2019 gestartete Projekt LIFE WOLFALPS EU mit insgesamt 19 Partnern zielt darauf ab, Unterstützung für das Zusammenleben von Menschen und der sich ausbreitenden Wolfspopulation in den Alpen zu erarbeiten. Hauptziele des Projektes sind einerseits die Beobachtung, das Management und der Erhalt der Wolfspopulation im Alpenraum. Andererseits werden Maßnahmen zur Reduzierung von Konflikten zwischen Menschen und Wölfen und zur Unterstützung einer Koexistenz gesetzt. In Österreich liegt der Schwerpunkt auf der Etablierung von Herdenschutzmaßnahmen und der Prävention von illegaler Verfolgung.

Entwicklung und Etablierung von Notfallteams

An der HBLFA Raumberg-Gumpenstein wird derzeit an der Entwicklung sogenannter Notfallteams (Wolf Prevention Intervention Units) gearbeitet. Dabei handelt es sich um geschulte Teams, die bei durch Wölfen verursachten Schäden an Nutztieren innerhalb weniger Stunden zum Einsatz kommen, um vor Ort den betroffenen und benachbarten LandwirtInnen erste Hilfe zu leisten. Mögliche Maßnahmen beinhalten unter anderem die Errichtung von Nachtpferchen und Zäunen oder auch den Einsatz von Vergrämungsmaßnahmen wie z.B. Blinklichter. Bei der Etablierung der Teams und der Zusammenarbeit mit den Bundesländern hilft das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs, ein Unterstützer des Projektes, der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Es übernimmt auch die langfristige Finanzierung der Einsätze der Teams.

Verena Mayer, Projektkoordinatorin an der HBLFA erklärt: „Die Mitglieder dieser Teams verfügen über landwirtschaftliches Hintergrundwissen und werden für ihren Einsatz geschult. Vorerst ist geplant, dass an drei Standorten in Österreich je ein Team mit bis zu acht Mitgliedern installiert wird. Bei einem Einsatz werden je nach Bedarf ein bis vier Personen ausrücken.“ Im Sommer 2020 fanden erste Schulungen und Probeeinsätze an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein statt. Zusätzlich erfolgt über Raumberg-Gumpenstein die Evaluierung des Einsatzes neuer Technologien im Herdenschutz mittels GPS-Sendehalsbändern für Schafe.

Notfallteams leisten betroffenen LandwirtInnen erste Hilfe, wenn es zu Schäden durch Wölfe an Nutztieren kommt. Foto: Reinhard Huber / HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Alpenweites Monitoring und Reduktion illegaler Verfolgung

ForscherInnen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien beschäftigen sich im Rahmen des Projektes mit der Entwicklung von Monitoringstandards für eine einheitlichere Erhebung der Wolfszahlen im Alpenraum und gleichen jährlich die Daten aus den teilnehmenden Ländern ab. Dadurch kann die Wolfspopulation in den Alpen erstmals auf Populationsebene beurteilt werden. Auf europäischer Ebene wird die Abstimmung und Weiterentwicklung von Genetikmethoden im Projekt vorangetrieben und umfasst dabei die Involvierung aller bisher mit Wolfsgenetik befassten Institute in den Alpenländern.

Ein weiterer Schwerpunkt des EU-Projektes adressiert die Prävention von illegaler Verfolgung des Wolfs. Felix Knauer, Projektleiter an der Vetmeduni Vienna erklärt: „Der Wolf ist eine rechtlich streng geschützte Tierart. Das Projekt zielt darauf ab, illegaler Verfolgung von Wölfen im gesamten Alpenraum vorzubeugen.“ In Kooperation mit der Polizei werden Schulungen für PolizistInnen durchgeführt, um die Wahrnehmung möglicher illegaler Verfolgung zu erhöhen und das Vorgehen im Fall des Falles zu thematisieren. Zusätzlich wird ein Suchhund ausgebildet, der präventiv und bei Verdacht im Auftrag der Polizei auch aktiv nach ausgelegten Giftködern und Kadavern suchen kann.

Öffentlichkeitsarbeit und Information

Das Projekt wird von einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Unter anderem werden auf der zugehörigen Homepage www.lifewolfalps.eu alle Informationen und Downloads rund um das Projekt bereitstehen. Informations- und Wissensaustausch für Stakeholder wird im Rahmen thematischer Plattformen für Jagd und Landwirtschaft ermöglicht werden, Fortbildungen für PädagogInnen sowie Konferenzen und auch Exkursionen für Studierende sind geplant. Ziel ist es unter anderem, die Koexistenz von Mensch und Wolf durch vermehrtes Wissen zu ermöglichen.