Weltweit haben Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften unter der Corona-Pandemie gelitten. Mittlerweile stehen Impfstoffe zur Verfügung, die die Einweisungen ins Krankenhaus in bis zu 90 Prozent der Fälle vermeiden und die Anzahl an Todesfällen verringern können. Dennoch erkranken auch 5 Prozent der Geimpften schwer und entwickeln ein lebensbedrohliches Krankheitsbild. Dieses umfasst systemische Entzündungen, Lungenschäden und Blutgerinnungsstörungen. Zu dieser sehr vulnerablen Patient*innengruppe gehören ältere Personen, Menschen mit (mehreren) Vorerkrankungen oder solche mit geschwächtem Immunsystem.
Impfen für sehr vulnerable Gruppen bringt nichts?
Ergebnisse früherer und weniger umfangreicher Studien zeigten, dass die Sterblichkeitsrate von geimpften und ungeimpften, hospitalisierten Corona-Patient*innen mit Sauerstofftherapie nahezu gleich war. Dies warf Zweifel auf, ob eine Impfung der genannten vulnerablen Risikogruppen überhaupt Sinn macht und schürte Argumente gegen die Impfung. Um diese Bedenken abzuklären, hat das Team um David Gómez-Varela im Zeitraum von Jänner 2020 bis Mai 2022 im Rahmen einer größeren und multinationalen Studie retrospektiv die Daten von über 20.000 Corona-Patient*innen mittels statistischer Analysen ausgewertet. Dabei wurden Personen aus 148 Krankenhäusern aus verschiedenen Ländern und Kontinenten inkludiert. Besonderes Augenmerk legten die Wissenschafter*innen auf die in früheren Studien bisher fehlende Berücksichtigung der speziellen klinischen Merkmale jeder Patient*innengruppe. So konnten die Forscher*innen kritisch beleuchten, ob die Impfung auch Betroffenen mit (mittel)schwerer Corona-Erkrankung nutzt.
Sehr vulnerable Gruppen profitieren von der Impfung
Und tatsächlich zeigte sich bei Betrachtung der um die höhere Belastung durch Komorbiditäten und Risikofaktoren bereinigten Daten ein komplett anderes Bild: „22% aller Todesfälle bei hospitalisierten und sauerstoffpflichtigen Personen wären vermeidbar gewesen, wenn alle diese Patient*innen geimpft gewesen wären“, meint Studienleiter David Gómez-Varela. Die große Zahl der untersuchten Patient*innen sowie deren ethnische und geografische Vielfalt unterstützen die Glaubwürdigkeit und Relevanz der Resultate. „Unsere Studie und deren Ergebnisse sind insofern sehr wichtig, als sie eine bessere Grundlage für aktualisierte Impfpläne für viele Millionen Menschen bilden können, die zu den am meisten gefährdeten Gruppen gehören“, so Gómez-Varela. „Um solch wichtige Entscheidungen im Bereich der Öffentlichen Gesundheit treffen zu können, ist ein wissenschaftlich-basiertes Verständnis des tatsächlichen Einflusses der Covid-19-Pandemie und des Impfschutzes auf die Sterblichkeit von allergrößter Bedeutung.“
Publikation in Journal of Medical Virology:
Ivan A. Huespe, Augusto Ferraris, Antonio L. Blanco, Pascual Ruben Valdez, Maria Leticia Peroni, Luis Alejandro Cayetti, Matias A. Mirofsky, Bruno Boietti, Ricardo Gómez-Huelgas, José Manuel Casas-Rojo, Juan Miguel Antón-Santos, Jesús Millán Núñez-Cortés, Carlos Lumbreras, José Manuel Ramos-Rincón, Noelia García Barrio, Miguel Pedrera-Jiménez, María Dolores Martin-Escalante, Francisco Rivas Ruiz, María Ángeles Onieva-García, Carlos Reyes Toso, Marcelo R. Risk, Riku Klén, Javier A. Pollán, David Gómez- Varela: COVID-19 vaccines reduce mortality in hospitalized patients with oxygen requirements: Differences between vaccine subtypes. Multicontinental cohort Study. In: Journal of Medical Virology (2023)
DOI: 10.1002/jmv.28786