„Plötzlich war der Schmerz da und eigentlich habe ich nichts anders gemacht als sonst“, ein Satz, den Marion Thurn regelmäßig von ihren Schmerzpatient*innen hört. Seit 2010 ist die Physiotherapeutin Instruktorin für Myofasziale Triggerpunkt-Therapie und Obfrau des Vereins „Triggerpunkt Österreich“, mit dem Ziel qualifizierte Therapeut*innen zu fördern und auszubilden sowie Patient*innen aufzuklären. Im Fokus steht dabei die Triggerpunkt-Therapie, bei der durch das gezielte Behandeln von Muskelverhärtungen Schmerzen gelindert oder sogar ganz auflöst werden können.

Punktgenau und wirkungsvoll

Ausgelöst werden Schmerzen oft von myofaszialen Triggerpunkten, das sind mikroskopisch kleine Krampfknoten innerhalb eines Muskelstranges. Diese können vielfältige, mitunter sehr komplexe Beschwerden verursachen. Neben Schmerzen, deren Ursache häufig weit von ihren eigentlichen Lokalisationen entfernt liegt, sind Triggerpunkte oft Auslöser für massive Bewegungseinschränkungen, Kraftverlust, Koordinationsstörungen oder sogar vegetative Erscheinungen. „Das Schmerzgebiet ist meist nicht identisch mit dem Muskel, der für den Schmerz verantwortlich ist“, erklärt Marion Thurn bei der Online Campus Lectures den knapp 200 Zuhörer*innen, von Studierenden und Absolvent*innen des Bachelorstudiums Physiotherapie über Ärzt*innen und medizinisches Personal bis hin zu Interessierten.

Schmerzauslöser im Mittelpunkt

In der Behandlung wird gemeinsam mit den Patient*innen der Schmerzpunkt, also der Triggerpunkt gesucht, welcher Auslöser für die Schmerzen ist. Verletzungen im Muskelgewebe, Fehl- oder Überlastung sowie Bewegungsmangel führen dazu, dass der Muskel sich verspannt und verkürzt, worunter die Durchblutung leidet. Dadurch hat ein Muskel weniger Sauerstoff zur Verfügung, der aber notwendig ist, damit sich die Fasern entspannen, regenerieren und so aus der verkürzten Position rauskommen können. Durch Ausüben von Druck auf die schmerzhaften Triggerpunkte kann es beim Auflösen zu einer Entspannung im Muskel kommen, so dass dieser wieder ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird, was wiederum zu einer Schmerzlinderung führt. Die Behandlung der ursächlichen Triggerpunkte kann häufig sämtliche Symptome dauerhaft beseitigen. Wird im Rahmen der Therapie der eigentliche Auslöser übersehen oder vorwiegend an der lokalen Schmerzstelle behandelt, können Schmerzen wie auch andere Symptome schnell chronisch werden.

Ein unterschätztes Therapiekonzept

Neben der Beantwortung zahlreicher Fragen von interessierten Teilnehmenden zeigte Marion Thurn anhand von Beispielen wie klassischen Nacken-, Rücken-, oder Kopfschmerzen wie wichtig es ist, diese mit anderen Beschwerdebilder in Bezug zu stellen. Denn oft liege der Ursprung in ganz anderen Muskelteilen, welche dann beispielsweise in den Nacken oder Kopf ausstrahlen, so die Physiotherapeutin. Damit macht sie den Stellenwert des Therapiekonzepts in der Schmerztherapie und bei Funktionsstörungen deutlich.