Mit Insektenhotels wollen viele der Natur unter die Arme greifen und Bestäuber anlocken. Richtig gemacht und montiert, sind sie dafür auch hilfreich. Doch Massenware aus dem Baumarkt ist meist wertlos, haben Forscher:innen der Uni Graz herausgefunden. „Viele handelsüblichen Nisthilfen enthalten Zapfen, Sägespäne, Holzwolle oder Weichholz, die Wildbienen gar nicht nutzen“, fasst Gernot Kunz zusammen. „Hohlräume in Ziegeln, Bambus, Schilf oder gebohrtem Holz sind meist zu groß oder zu wenig tief und damit ungeeignet.“ Materialien, die bedrohten Insekten helfen, sind Steilwände aus Löss oder einem Sand-Lehm-Gemisch, morsches Holz, gebohrtes Hartholz sowie Bambus- und Schilfhalme.
Die Biolog:innen haben 50 Bienenarten in der Nähe von Nisthilfen identifiziert, darunter die gehörnte und die rote Mauerbiene, die Obstplantagen bestäuben und daher von wirtschaftlicher Bedeutung sind. 58 Prozent der beobachteten Arten sind Steilwandbesiedler, die Hälfte bezog auch morsches Holz. „Beides wird bei verkauften Insektenhotels kaum angeboten“, weiß Kunz. Überhaupt nistet nur ein Drittel der Wildbienen oberirdisch, weshalb der Forscher andere Formen der Förderung empfiehlt. „Viele gefährdete Insekten brauchen sonnige, vegetationsfreie Bodenfläche als Lebensraum. Natürliche Strukturen wie Hecken, trockene und feuchte Bodenbereiche sowie Totholz bieten den meisten Arten Unterschlupf“, beschreibt er.
Vielfalt auf den Feldern
Solche Inseln der Biodiversität sollten ebenso auf Agrarflächen erhalten bleiben. „Raine als Lebensraum für Wildpflanzen und Ackerbeikräuter verschwinden, damit auch viele Wildbienen“, haben Kathrin Grobbauer und Robert Brodschneider analysiert. Diese Randstrukturen würden aber in blüharmen Zeiten Bestäubern das Überleben sichern. Eine Vielfalt von Blütenformen ist dabei wichtig: „Kleine, kurzrüsselige Bienenarten bevorzugen andere Futterpflanzen als große, langrüsselige wie etwa Hummeln“, schildert Grobbauer. Sie empfiehlt in regelmäßigen Abständen Blühstreifen mit regionalen Pflanzen neben Ackerflächen. „Ihre Größe ist weniger relevant als die Nähe zum nächsten, damit sich die dort lebenden Arten vernetzen können“, erklärt sie. Hecken und Wiesen zwischen den Äckern nutzen allerdings nur, wenn sie nicht von Pestiziden belastet sind. „Weniger Pflanzenschutzmittel und mehr Bio-Landwirtschaft wären wichtig, um Bienen langfristig das Überleben zu sichern“, betont Robert Brodschneider. Auch eine Verkleinerung der einzelnen Anbauflächen und weniger Monokultur wären hilfreich.
Weitere Erkenntnisse der Forscher:innen zu Bienenschutz und Biodiversität samt Tipps für den eigenen Balkon oder Garten finden sich im Magazin UNIZEIT.