Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ließ sich die Feststimmung auch durch das jüngste Uni-Reputations-Ranking nicht verderben, das keine einzige österreichische Hochschule unter die Top 100 der angesehensten Unis reihte. “Lassen Sie sich nicht irritieren von Rankings, die immer wieder zitiert werden”, appellierte er bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Festakts, an dem unter anderem Bundespräsident Heinz Fischer und Nationalrats-Präsidentin Doris Bures (SPÖ) teilnahmen. Das Reputationsranking basiere auf einer “Image-Umfrage” von Wissenschaftern, die größtenteils in den USA, Großbritannien und Ostasien arbeiteten.

Viel interessanter seien Fachrankings – und bei diesen schneide die Uni Wien nicht schlecht ab, so Mitterlehner. Auch Engl verwies auf diverse Fachranglisten, bei denen die Uni Wien in einzelnen Fächer gut liege: “Eine Uni lässt sich nicht in einer einzigen Zahl abbilden.” Vor seiner Zeit als Rektor habe er als Mathematiker an solchen Image-Befragungen teilgenommen und auch – “weil die eben bekannt waren” – Harvard und das MIT angekreuzt: “Das ist immer auch selbstverstärkend.”

Sowohl Mitterlehner als auch Engl machten auf die wachsende Konkurrenz aus dem ostasiatischen Raum aufmerksam. Die Hong Kong University of Science and Technology sei etwa erst vor rund 15 Jahren gegründet worden (“vom Hong Kong Jockey Club”) und habe bei etwa gleichem Budget 10.000 Studenten, so Engl. Das sind um rund 80.000 weniger als die Uni Wien.

Betreuungsprobleme ortete Engl trotzdem nur in einigen Fächern. Diese könne man nur durch finanzielle Investitionen beeinflussen – allerdings nicht, indem man Mittel von besser ausgestatteten Studienrichtungen abziehe. “Wir müssen absolut investieren.” Trotzdem würden zum Teil die Studentenzahlen auch dann noch hoch sein, wenn man in einem Massenfach drei Professuren einrichte. “Bei der Verhältniszahl merkt man das kaum, obwohl die Qualität der Betreuung steigt.”

Gleichzeitig bekannte sich Engl zum offenen Hochschulzugang: “Er muss aber finanzierbar sein.” Und es müsse relativ bald im ersten Studienjahr eine Überprüfung geben, bei der die Studenten, nachdem sie die Möglichkeit hatten, sich mit dem Fach zu befassen, “auch zeigen, dass sie willens und fähig sind, das Studium zu absolvieren”.

Probleme ortete der Rektor im Personalbereich: Der Wechsel von Forschern ins Ausland sei zwar der Wissenschaft immanent: “Aber Mobilität muss in beide Richtungen funktionieren. Derzeit ist die Mobilität nach außen stärker als die Mobilität nach innen.”

Derzeit bekomme man in Österreich eine Dauerstelle oft erst mit einer vollen Professur und damit im Regelfall in fortgeschrittenem Alter. Wer diesen Karrieresprung nicht schaffe, stehe vor Problemen. Die Uni setze daher auf Laufbahnstellen mit Qualifizierungsvereinbarungen, nach deren Erfüllung der Forscher bei entsprechend positiven Gutachten eine Garantie auf eine Dauerstelle bekomme. Bei 3.000 wissenschaftlichen Stellen insgesamt gebe es aber neben den 400 Professuren erst 70 Laufbahnstellen. Ziel sei es, die im Laufe der Jahre frei werdenden Stellen für außerordentliche Professoren (derzeit 300) in das neue Tenure-Track-System zu überführen.

Anlässlich des Festakts zeigten auch die unterschiedlichen universitären Gruppen Flagge: Farbtragende Studenten posierten in der Aula, die IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen protestierte gegen prekäre Dienstverhältnisse und sorgte unter dem Motto “Wer hat uns diese Suppe eingebrockt?” für Verpflegung. Die ÖH sah “keinen Grund zum Feiern” und begründete das mit einem Transparent: “650 Jahre Uni Wien – Nur 118 Jahre Zugang für Frauen – Nur fünf Jahre Genderprofessur”.