Steckbrief und Wissenswertes rund um den Siebenschläfer
ORDNUNG: Nagetiere (Rodentia)
FAMILIE: Bilche (Gliridae)
GATTUNG: Glis
ART: Siebenschläfer (lat.: Glis glis)
KÖRPERLÄNGE: ca. 14 cm
SCHWANZLÄNGE: ca. 11 cm
GEWICHT: ca. 100 g im Frühsommer
ALTER: bis zu 14 Jahre
VERBREITUNGSGEBIETE: Kontinentaleuropa, Kleinasien, Kaukasus bis nordwestlicher Iran
- Tier des Jahres: Der Naturschutzbund Österreich hat den Siebenschläfer zum Tier des Jahres 2021 ernannt. Dadurch soll unter anderem auf die Gefährdung des kleinen Nagers sowie auf seinen Lebensraum aufmerksam gemacht werden.
- Lebensraum: Am wohlsten fühlen sich die Nager auf Bäumen. Laub- sowie Laubmischwälder zählen zu ihrem bevorzugten Habitat.
- Unterschlupf: Der nachtaktive, flinke Kletterer findet unter anderem auch Unterschlupf in Gartenhäusern, unbewohnten Nistkästen oder auf Dachböden. Sein Poltern und Pfeifen verraten ihn oft.
- Futtersuche betreibt der Siebenschläfer vor allem in Baumkronen. Gerne nutzt er auch Obstbäume und Sträucher als Nahrungsquelle. Hoch im Kurs stehen hauptsächlich energiereiche Nüsse, Samen, Eicheln, Bucheckern, Obst, Knospen, Beeren und Blüten.
- Familienplanung: Siebenschläfer sind Meister in der Familienplanung: In sogenannten Mastjahren, in denen die Buchen und Eichen fruchten und es viele Bucheckern und Eicheln gibt, erblickt besonders viel Nachwuchs das Licht der Welt. Allerdings können Buchen maximal alle zwei Jahre Samen produzieren. Fehlen diese Samen, in sogenannten Mast-Ausfalljahren, kann es für ganze Populationen zum Ausfall der Paarung und Jungenaufzucht kommen.
- Nachwuchs: Nach etwa 30 Tagen Tragezeit werfen die Siebenschläfer ca. zwei bis neun Jungtiere. Neugeborene Siebenschläfer wiegen lediglich ca. 4 g. Das entspricht dem Gewicht von zwei Centstücken. Ihren Nachwuchs ziehen die Tiere in Baumhöhlen und, falls vorhanden, in Nistkästen auf.
- Physiognomie: Seine großen Knopfaugen und die langen Tasthaare an der Schnauze helfen den Tieren dabei, sich in der Dämmerung und Dunkelheit zu orientieren und die Umgebung zu erfassen.
- Gewicht: Im Frühsommer bringen Siebenschläfer ca. 100 g auf die Waage. Vor dem Winterschlaf können sie es auf über 200 g bringen.
- Schwanz: Bekommt ein Feind den Siebenschläfer am Schwanz zu packen, reißt seine dünne Schwanzhaut ab. Übrig bleibt der knochige Rest (Schwanzwirbelsäule), der schließlich eintrocknet und abgenagt wird. Daher sollte man Siebenschläfer niemals am Schwanz anfassen.
- „Kuschler“: Siebenschläfer sind „Kuschler“ aus Not: Ist es sehr kalt, schmiegen sich Gruppen mit bis zu 16 Tieren eng aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Das spart Energie. Den Nachwuchs ziehen die Weibchen alleine groß.
„Siebenschläfertag“: Der sogenannte „Siebenschläfertag“ findet jährlich am 27. Juni statt. Laut einer Bauernregel soll das vorherrschende Wetter an diesem Tag über die Wetterbedingungen der nächsten sieben Wochen entscheiden. Mit dem gleichnamigen Nager hat der Siebenschläfertag jedoch nichts zu tun. Seinen Namen verdankt der Tag einer Legende, in der sieben Christen für ihren Glauben lebendig eingemauert wurden, angeblich fast 200 Jahre durchschliefen und dabei überlebten.
- Naturschutz: Als heimisches Wildtier steht der Siebenschläfer unter Schutz. Er darf nicht verfolgt oder getötet werden.
- Feinde: Zu den Feinden der Siebenschläfer zählen (Haus)Katzen, Marder, Wiesel und Käuze/Eulen.
- Winterschlaf: Siebenschläfer sind Weltrekordhalter, wenn es um den Winterschlaf geht. Die Tiere ziehen sich dafür in manchen Jahren bis zu 11 Monate in ihren Unterschlupf zurück. Der Siebenschläfer nutzt den Winterschlaf, um die kalte, nahrungsarme Jahreszeit zu überleben und seinen Fressfeinden auszuweichen.
Kurios: Im alten Rom galten die kleinen Tiere als Delikatesse. Die Nager wurden in Tongefäßen gemästet und landeten unterschiedlich zubereitet auf dem Tisch. Darauf geht auch ihre englische Bezeichnung – edible dormice (essbarer Siebenschläfer) – zurück. Es gab damals sogar Wettbewerbe um den „fettesten“ Siebenschläfer und Rezepte zur Zubereitung. Heutzutage steht der Siebenschläfer beispielsweise in Slowenien noch auf dem Speiseplan.
Aktuelle Forschungsprojekte rund um den Siebenschläfer an der Vetmeduni Vienna
Gedächtnis und Wahrnehmung: Der Siebenschläfer nutzt den Winterschlaf als Anpassungsmechanismus an die kalte, nahrungsarme Jahreszeit. Doch wie wirkt sich das monatelange Herunterfahren fast aller Stoffwechselprozesse auf die Erinnerung, räumliche Orientierung und Wahrnehmung der kleinen Nager aus? WissenschafterInnen des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Vetmeduni Vienna widmen sich dieser Frage und erforschen das Gedächtnis und das Erinnerungsvermögen der Siebenschläfer.
Video: Siebenschläfer bei der Testaufgabe im Labyrinth (Video: Jan Müller, Tabea Lammert/FIWI)
Kuscheln aus Not: Siebenschläfer sind während der Nahrungssuche tendenziell Einzelgänger, teilen sich jedoch häufig den Schlafplatz. Eine Studie des Instituts für Wildtierkunde und Ökologie der Vetmeduni Vienna, das seit 15 Jahren eine Siebenschläferpopulation im Wienerwald untersucht, ergab, dass sich die Tiere während akuter Kälteperioden zusammenkuscheln, in Reproduktionsjahren mit hohem Nahrungskonsum jedoch einen einsamen Lebensstil bevorzugen.