Finanziert wird das Projekt von der Energie Steiermark und der Post AG. Das Ergebnis: Ein eigens adaptiertes, innovatives E-Mobil, „made in styria“, dessen Technik neue Maßstäbe setzen könnte. Jetzt wurde der grün-gelbe „E-Post-Roboter auf Rädern“ erstmals der Öffentlichkeit offiziell vorgestellt.
Der Prototyp des vollautonomen Jetflyer aus dem weststeirischen Unternehmen i-Tec Styria (er wird in seiner Ur-Variante von der Post bereits seit geraumer Zeit eingesetzt) navigiert in Schrittgeschwindigkeit selbstständig und ohne Fahrer zu unterschiedlichen, programmierten Zielen in der Grazer Innenstadt. Die Adressaten werden bei der Ankunft des Jetflyers per SMS informiert und können ihr Paket selbst aus den Boxen entnehmen.
„Wir sehen in der E-Mobilität generell großes Potential und investieren derzeit 3,2 Millionen Euro in 150 neue E-Tankstellen“, so Vorstandssprecher Christian Purrer von der Energie Steiermark. „Diese Innovations-Partnerschaft mit der Post eröffnet neue Möglichkeiten, die wir ganz offensiv entwickeln wollen“. Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen für neue Geschäftsmodelle genützt werden: „Durch das Jetflyer-Projekt erschließen sich neue Anwendungsgebiete, die wir möglichst rasch unseren KundInnen als Dienstleistungen anbieten werden“, so Vorstandsdirektor Martin Graf.
„Als landesweit führender Paketdienstleister erproben wir laufend innovative Transport- und Logistiksysteme mit dem Ziel, unseren KundInnen neue, individuelle Lösungen und ein breites Leistungsportfolio bieten zu können. Die Evaluierung, Pilotierung und der Bau von Prototypen ist dabei enorm wichtig, um die Möglichkeiten für die Zukunft optimal ausloten zu können. Gemeinsam mit unseren heimischen Partnern hat die Österreichische Post AG nun ein Konzept zur automatisierten Paketzustellung erarbeitet und in einem ersten Schritt das autonome Fahren im urbanen Raum erfolgreich getestet – wir sehen hierbei große Potenziale und werden daher in diesem Bereich die Forschung und Entwicklung weiter vorantreiben“, so Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik der Österreichischen Post AG.
„Die Steiermark ist mit Abstand das Forschungsland Nummer eins in Österreich und steht auch in Europa an der Spitze. Das wesentliche Erfolgsgeheimnis ist die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die Weiterentwicklung des Jetflyers zum selbstfahrenden Fahrzeug macht deutlich, was durch diese Zusammenarbeit entstehen kann. Der Jetflyer steht in mehrfacher Hinsicht für die Stärken des Wirtschafts- und Forschungsstandortes Steiermark. Er ist ein Beispiel für autonomes Fahren und er zeigt, was die Digitalisierung für ein Forschungs- und Innovationsland wie die Steiermark an Chancen bietet“, freut sich Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl.
„Es freut mich sehr, dass sich die Steiermark einmal mehr als Vorreiter in Sachen Innovation präsentiert. Elektro-Fahrzeugen und autonomen Fahrsystemen gehört schließlich die Zukunft. Mobilität hat entscheidende Auswirkungen auf unsere Umwelt und hier vor allem auf die Luftgüte. Unser aller Mobilitätsverhalten wird sich in Zukunft daher ändern. Die Mobilität der Zukunft wird intelligenter, vernetzter und umweltfreundlicher sein. Die Elektromobilität sehe ich hier als wichtigen Bestandteil eines integrierten Gesamtmobilitätssystems, in dem Elektromobilität den Umweltverbund, bestehend aus öffentlichem Verkehr, Radfahren und zu Fuß gehen unterstützt und konventionell betriebene Fahrzeuge ersetzt. Das Land Steiermark fördert daher massiv die Anschaffung von Elektromobilität und sorgt mit durchdachten Aktionen für den Abbau von vorhandener Skepsis mit Zusammenhang mit der E-Mobilität“, so der für Verkehr, Umwelt und Erneuerbare Energien zuständige Landesrat Anton Lang.
„Wir sind stolz, dass wir es mit diesem Prototypen geschafft haben, unsere Expertise in der autonomen Navigation von Robotern erfolgreich auf ein Elektrofahrzeug in einem städtischen Umfeld zu übertragen. Die Robotik erobert sukzessive neue Bereiche mit autonomen Fahrzeugen, die sich von der Ausstattung her nicht von Hightech-Robotern unterscheiden. Zum Beispiel sind freifahrende Transportroboter mittlerweile Standard in der Industrie. Der nächste Schritt ist die Erweiterung auf urbane Bereiche wie Innenstädte“, erklärt Gerald Steinbauer, Leiter der Arbeitsgruppe Autonome Intelligente Systeme – Institut für Softwaretechnologie (TU Graz).
„Die erfolgreiche Implementierung der Technologie am Jetflyer, lässt nun durch den Showcase verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten, für die kommende Phase der Produktentwicklung, ableiten“, ergänzt Gernot Hiebler, Geschäftsführer der i-Tec Styria GmbH, Hersteller des Jetflyers.
Das Grundkonzept für den autonomen Jetflyer ist im Rahmen einer Diplomarbeit am Institut für Softwaretechnologie entstanden. Konkret wurde ein handelsüblicher Jetflyer in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fahrzeugtechnik aufwändig umgebaut: Paketboxen wurden montiert, wofür der Fahrersitz verkleinert wurde. Sensorik und Rechner mit entsprechender Software für die autonome Steuerung und die Navigation des Fahrzeuges (automatische Ortsbestimmung im urbanen Raum mittels Karten und Lasersensoren, effiziente Routenplanung und zuverlässige Vermeidung dynamischer Hindernisse) wurden integriert. Das freie, autonome Navigieren im urbanen Raum stellt im Vergleich zu Indoor-Umgebungen durch die erhöhte Komplexität und Dynamik der Umgebung eine große Herausforderung dar.