Krebszellen teilen sich besonders schnell. Das nötige Baumaterial dazu liefern Protein-Fabriken – sogenannte Ribosomen –, von denen es in jeder Zelle Millionen gibt. Folglich müssen auch die Ribosomen extrem schnell nachproduziert werden. „Eine Hemmung dieses Prozesses ist also eine vielversprechende Strategie für die Entwicklung neuer Wirkstoffe zur Behandlung von Tumorerkrankungen“, erklärt Helmut Bergler vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz. Bislang sind allerdings nur wenige Stoffe bekannt, die das bewerkstelligen können. In einem umfangreichen Screening hat Bergler mit seiner Forschungsgruppe mehr als hundert neue Substanzen identifiziert, die unterschiedliche Schritte der Ribosomenbiogenese blockieren. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Journal BMC Biology publiziert.
„Mit unseren Erkenntnissen können wir einerseits den hochkomplexen Herstellungsprozess der Ribosomen besser verstehen, andererseits haben wir neue, vielversprechende Angriffspunkte für Krebsmedikamente gefunden“, so Bergler. Das Team hat die Grundlage geschaffen, einzelne Reifungsschritte bei der Entstehung von Ribosomen mit chemischen Mitteln zu beeinflussen.
In einer zweiten, im Fachmagazin eLife erschienen Publikation hat Bergler mit internationalen KollegInnen herausgefunden, wie im Zuge des „Neubaus“ das aktive Zentrum des Ribosoms in der Zelle fertiggestellt wird. Damit gewannen die ForscherInnen auch erste Hinweise, warum Fehler beim Bau der Ribosomen zu einer erhöhten Leukämie-Anfälligkeit führen. Diese Einblicke könnten die Grundlage für neue Therapieansätze liefern.
Wie lässt sich Krebs stoppen?
ForscherInnen der Uni Graz identifizieren potenzielle Wachstumshemmer für Tumorzellen