Das Projekt STRADA wird uns ins erste Jahrhundert nach Christus zurückkatapultieren. Eine umfassende Darstellung soll die römischen Routen auf Land und Wasser exakt nachzeichnen. Wie schnell kam man in der Antike von Aquileia an der Adria ans heutige Enns an der Donau, auf Straßen und Flüssen, zu unterschiedlichen Jahreszeiten und bei jeder Witterung? Diese Fragen will Projektleiter und frisch gebackener ERC Grant-Träger Leif Scheuermann beantworten.

Wetter, Wägen, Wirtschaft

Der Historiker und sein Team werden dazu nicht nur die Verbindungen mit einem computergestützten Simulationssystem rekonstruieren, sondern wollen auch die einstigen Verhältnisse buchstäblich hautnah erlebbar machen. Menschen und Tiere, wie Maulesel und Pferde des österreichischen Bundesheeres, werden das Tragen der Lasten nachstellen. Originalgetreue Nachbauten von Schiffen und Karren – in Kooperation mit dem Archäologischen Park und Archäologiemuseum des Landschaftsverband Rheinland in Xanten (D) und der Universität Trier (D) – sollen das wirklichkeitsnahe Bild vervollständigen. Alle Daten werden schließlich miteinander verknüpft und auf einer webbasierten Plattform digital zusammenfließen.

Scheuermann: „Wir wollen wissen: Wie sind die Menschen früher mit Änderungen umgegangen und welche Auswirkungen hatte das auf die Ökonomie?“ Denn klar ist, so der Forscher, Transportzeiten spielen für den wirtschaftlichen Erfolg eine entscheidende Rolle. Damals wie heute. Ist es gegenwärtig die Corona-Pandemie, so beeinflusste möglicherweise im dritten Jahrhundert ein zunehmend kühleres Klima den Handel. Mit massiven Folgen, wie der Historiker vermutet: „Die vielen Luxusprodukte, für die die Römer bekannt sind, kamen nicht an die Donau, und das in den Alpen produzierte Fleisch erreichte nicht die Großstädte am Mittelmeer.“

STRADA (Simulation of Transport between the Adriatic Sea and the Danube) wird von der Europäischen Kommission in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 1,9 Millionen Euro gefördert.

Das Projekt ist an der Universität Graz im Profilbildenden Bereich „Dimensionen der Europäisierung“ verankert.