Über immer mehr Städten und Dörfern zeigen sich in der Nacht Lichtkuppeln statt Sternen: „In Europa, aber auch weltweit, wird die Lichtverschmutzung, also die Verschmutzung unseres Lebensraumes durch künstliches Licht bei Nacht, zu einem immer größeren Problem“, sagt Stefan Wallner vom Institut für Astrophysik der Universität Wien. Gründe dafür gebe es viele, und manche wären leicht zu vermeiden: „Häufig sind Lichtquellen zu stark und falsch ausgerichtet – leuchten also dorthin, wo sie nicht gebraucht werden -, oder es werden schädliche Lichtfarben verwendet“, erklärt der Lichtverschmutzungs-Experte.
Folgen hat das nicht nur für die Astronomie, sondern für Flora, Fauna und auch den Menschen: Nachtaktive Tiere werden so aus ihrem Lebensraum verdrängt. Pflanzen sind gezwungen, auch nachts Photosynthese durchführen, was ihre Lebenszeit reduzieren kann. Und für Menschen besteht insbesondere bei Licht mit hohem Blauanteil Gesundheitsgefahr, wenn die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin gehemmt wird. „Lichtverschmutzung beeinflusst potenziell fast jeden Organismus auf die eine oder andere Art“, so Wallner. Zudem wird im Zuge der Lichtverschmutzung auch Energie verschwendet, was zum Klimawandel beiträgt.
Projekt in Oberösterreich
Vor diesem Hintergrund arbeitete die Universität Wien in einem Projekt mit der oberösterreichischen Landesregierung, dem Naturpark Attersee-Traunsee und weiteren lokalen Projektpartnern zusammen, um ein erstes Nachlandschaftsschutzgebiet in Österreich ins Leben zu rufen. Im April wurde nun der „Sternenpark Attersee-Traunsee“ von der International Dark Sky Association als offizieller „International Dark Sky Park“ zertifiziert. „Nach einem drei Jahre andauernden Prozess, freue ich mich, dass dieser wichtige Schritt für Schutz der Biodiversität, des natürlichen Nachthimmels sowie für mehr Nachhaltigkeit gelungen ist“, sagt Wallner.
Erster Sternenpark Österreichs
Weltweit gibt es bereits knapp 150 Sternenparks, knapp 35 in Europa, doch Österreich war bisher nicht in der Liste der „Dark Sky Places“ vertreten. Der erste Sternenpark des Landes umfasst ein über hundert Quadratkilometer großes Gebiet zwischen dem Attersee und dem Traunsee, das die Gemeinden Weyregg, Schörfling, Aurach, Altmünster sowie Steinbach inkludiert. Ausgewählt wurde das Gebiet nach einer wissenschaftlichen Analyse durch das Institut für Astrophysik der Universität. „Das Hauptkriterium, nämlich eine so gute Dunkelheit des nächtlichen Himmels, dass zum Beispiel die Milchstraße mit bloßem Auge leicht zu sehen ist, war rund um das Höllengebirge leicht erfüllt“, erzählt Wallner. Im Laufe des Projektes wurden in Zusammenarbeit mit Land und Gemeinden sowie dem Naturpark auch die Kriterien hinsichtlich der Außenbeleuchtung angepasst: So wurden zum Beispiel Leuchtquellen vollständig abgeschirmt, um Streulicht zu vermeiden, es wurde auf umweltfreundliche warmweiße Lichtfarben umgerüstet und Abschaltungen oder Dimmungen in der Nacht gesetzt. Der Geschäftsführer des Naturparks Attersee-Traunsee sowie Koordinator des künftigen Sternenparks Clemens Schnaitl, freut sich über die positive Aufnahme der zuständigen Gemeinden: „Der Großteil an notwendiger Beleuchtung ist zum jetzigen Zeitpunkt vorhanden, vielmehr verpflichten sich die Gemeinden, alle weiteren Lichtquellen im Sternenpark innerhalb der nächsten zehn Jahre nach den notwendigen Kriterien umzurüsten. Gerade dies sichert die Nachhaltigkeit unseres Projekts für die Zukunft.“
Touristische Nutzung
Die Sternenparks sollen auch die touristische Entwicklung der Region fördern, indem Sterninteressierte und –begeisterte gezielt angesprochen werden. „Es ist für uns eine große Freude, dass nun der von Sternen übersäte Himmel ein wichtiges Merkmal der Region geworden ist und auch zum „Sternderl schau’n“ optimal genutzt werden kann“, betont Clemens Schnaitl. „Wichtig ist uns dabei, dass sowohl auf den Sternderl-Schau-Plätzen als auch auf dem Weg dahin, die Nachtruhe der Natur und der dort lebenden (schlafenden) Menschen respektiert wird!“ Nicole Eder, Bürgermeisterin der Lichtschutzgemeinde Steinbach am Attersee wünscht sich, dass der erste Sternenpark auch für andere Regionen in Österreich zum Vorbild dafür wird, wie Außenbeleuchtung optimal umgesetzt werden kann, um nachhaltig, umweltfreundlich und energiesparend zu sein. „Dies schützt nicht nur die Tier- und Umwelt in der Region, sondern zeigt auch für uns Menschen eine Steigerung der Lebensqualität auf. Daher kann ein solches Nachtlandschaftsschutzgebiet nur als Gewinn für die gesamte Region und auch für Österreich gedeutet werden“, so Eder.