Spermidin hat es in sich. In den letzten zehn Jahren konnten Grazer Forschende belegen, dass die natürliche Substanz unter anderem das Herz schützt und altersbedingten Gedächtnisschwund aufhalten kann. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass bei fastenden Menschen, Mäusen, Fliegen und auch Hefezellen die Spermidin-Konzentration signifikant steigt. Dadurch wird die Autophagie, ein zelluläres Reinigungsprogramm, angeregt. Zellschrott, der im Alterungsprozess entsteht, wird abgebaut. „Mit Spermidin haben wir einen wichtigen Baustein für die gesundheitsfördernden Effekte des Fastens gefunden“, unterstreicht Frank Madeo die Bedeutung der jüngsten Publikation.
Bei allen untersuchten Organismen konnten die Studienautor:innen eine Steigerung der Fitness sowie eine Verlängerung der Gesundheits- und Lebensspanne durch die Fastenprozesse beobachten, solange sie mit einer Erhöhung der Spermidin-Konzentration einhergingen. „Nachdem wir durch chemische und genetische Eingriffe in verschiedensten Modellorganismen die Spermidinerhöhung verhinderten, konnten diese keine Autophagie mehr auslösen und die vitalitätssteigernde Wirkung des Fastens blieb aus“, berichtet Madeo.
Ein bedeutender Beschleuniger des Alterungsprozesses sind chronische Entzündungen. „Bei Modellorganismen, die unter Arthritis litten, besserte sich die Entzündung durch regelmäßiges Fasten. Allerdings nur, wenn sie sie dabei auch Spermidin produzieren konnten“, erläutert Sebastian Hofer, mittlerweile Forscher am Max Delbrück Center in Berlin, an einem Beispiel. Das Gleiche gelte für die herzschützenden Effekte von Fastenprozessen. „Durch zusätzliche Gaben von Spermidin könnten verschiedene Fastenregimes eventuell noch effektiver gestaltet werden“, vermutet Hofer zusätzliches Potenzial.
Die Forschungen sind Teil des Profilbereichs BioHealth der Universität Graz.
Publikation
Spermidine is essential for fasting-mediated autophagy and longevity
Frank Madeo, Sebastian Hofer et al.
Nature Cell Biology, 8 August 2024
DOI: 10.1038/s41556-024-01468-x