Es ist vergleichbar mit dem Weg in die Apotheke. Erkrankte grauschwarze Sklavenameisen (Formica fusca), eine in Europa weit verbreitete Waldameisenart, suchen sich gezielt ihre Medizin. „Wir konnten erkennen, dass die Ameisen, die einem Pilzpathogen ausgesetzt waren, ihre Ernährung umstellten, die stärker mit Blattläusen angereichert war“, fasst Jason Rissanen, Doktorand am Institut für Biologie der Universität Graz, zusammen.
Dazu wurde den Ameisen Nahrung in drei unterschiedlichen Blattlaus-Konzentrationen angeboten. Waren sie infiziert, nahmen sie während der akuten Phase der Infektion Futter mit einem höheren Anteil zerkleinerter Läuse zu sich. Wasserstoffperoxid, das in den winzigen Tierchen enthalten ist und desinfizierend wirkt, könnte bei der Bekämpfung der Erkrankung eine zentrale Rolle spielen. „Die Sterblichkeitsrate unter den erkrankten Ameisen wurde dank der geänderten Zusammensetzung deutlich reduziert“, berichtet Rissanen, Mitglied des Teams rund um die Zoologin Dalial Freitak. „Waren die Insekten nach ein paar Tagen wieder gesund, setzten sie die Blattlaus-Diät von sich aus wieder ab.“
Jason Rissanen ist Erstautor der internationalen Studie, die gemeinsam mit den Universitäten Helsinki und Oulu (beide Finnland), Wageningen University (Niederlande) und dem Julius Kühn-Institut in Quedlinburg (Deutschland) durchgeführt und kürzlich im Journal Biology Letters veröffentlicht wurde.