Das Gen NF2 stoppt das Wachstum und Teilung von Zellen, sobald diese auf anderes Gewebe stoßen. In einer Vielzahl verschiedener Tumore ist diese Funktion allerdings deaktiviert. Veränderungen von NF2 sind etwa verantwortlich für Schwannom-Tumore im Gehirn und stehen häufig in Zusammenhang mit Melanomen, Brust-, Prostata-, Leber- oder Nierenkrebs. Die Forschungsgruppe von Ulrich Stelzl hat einen Katalog von Veränderungen dieses Gens und deren Auswirkungen auf das Zellwachstum erstellt.
„Wir haben herausgefunden, dass Mutationen in einer bestimmten Region von NF2 ausschlaggebend dafür sind, ob das Gen in Bezug auf Zellwachstum aktiv ist oder nicht“, fasst Stelzl zusammen. Die im Labor hergestellten und getesteten Varianten werden zum Teil auch in Tumoren gefunden. „Würde man für die rund 300 wichtigsten Krebs-Gene einen solchen Katalog erstellen, wäre das ein gewaltiger Fortschritt für die Diagnose und mögliche Therapien“, ergänzt der Pharmazeut. „Wir müssen das Zusammenspiel vieler Mutationen in Tumoren noch viel besser und umfassender verstehen“, dämpft er die Hoffnung auf rasche Anwendungen. Die aktuellen Forschungsergebnisse können aber eine zielgerichtete Medikamentengabe erleichtern und helfen, vorab deren Sinnhaftigkeit einzuschätzen. „Es ist auch hilfreich zu wissen, welche Medikamente vermutlich nicht wirken, um Patient:innen möglichst schonend und individuell behandeln zu können“, betont der Forscher.
Das Projekt wurde vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördert.