„Sie wandeln den Blick der Mitarbeiter:innen und erreichen, dass diese ihre Arbeit als etwas Größeres und nicht nur als einen Job wahrnehmen“, beschreibt Sabine Bergner, Psychologin an der Uni Graz, sogenannte transformationale Führungskräfte. „Sie spielen eine ganz besondere Rolle, wenn Unternehmen neue Projekte starten und vor einer unsicheren Zukunft stehen“, ergänzt Robert Rybnicek, Betriebswirt am Institut für Unternehmensführung und Entrepreneurship.

Beide Forscher:innen wussten, dass derartiges Handeln effektiv ist und bei den Mitarbeitenden gut ankommt. Offen war aber die Frage nach dem Warum. Ein Blick ins Gehirn brachte die Antwort.

In einem Experiment hörten Proband:innen Chef:innen, die eine Projektbesprechung leiteten und dabei unterschiedliche Führungsstile repräsentierten. Im MR-Scanner wurden die entsprechenden Reaktionen im Gehirn beobachtet. Das Ergebnis: Transformationale Leitung regt jene grundlegenden Regionen im Gehirn an, die bei Belohnung im Spiel sind. „Genauso verhält es sich zum Beispiel beim Essen von Schokoladeneis, wenn man an Sex denkt oder ein Kompliment bekommt“, erläutert die Psychologin. „All das hat eine hoch motivierende Komponente, die zentrales Element der transformationalen Führung ist.“

Und es bestätigt, dass Mitarbeiter:innen längst nicht nur finanzielle Anreize wichtig sind, verweist Rybnicek auf eine 2017 veröffentlichte Studie. Darin haben er, Sabine Bergner und Alfred Gutschelhofer, Professor für Unternehmensführung und Entrepreneurship an der Uni Graz, festgestellt, dass nicht nur Gehaltsboni motivierend wirken. Rybnicek: „Weitere entscheidende Faktoren sind Ansehen, Statussymbole, aber auch gute Führung.“ Letztere lässt sich in Form des transformationalen Stils übrigens erlernen und entwickeln, betont Sabine Bergner.

Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „Frontiers in Behavioral Neuroscience“ publiziert: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnbeh.2022.943896/full