Im Stadtviertel Sankt Marx in Wien Landstraße ist in den letzten drei Jahren ein neues Biologiezentrum entstanden. Mit Ende Mai hat die BIG als Bauherr und Liegenschaftseigentümer den Neubau fertiggestellt und an die Universität Wien übergeben. Ab dem Wintersemester 2021 werden 5.000 Biologie-StudentInnen und 500 MitarbeiterInnen der Uni Wien im Biologiezentrum ein und aus gehen. Die Investitionskosten betrugen 146 Mio. Euro.

BIG CEO Hans-Peter Weiss: „Mit dem Biologiezentrum haben wir ein Novum in Sachen Klimaschutz geschaffen. Erstmals nutzt ein Wiener Laborgebäude die Abwärme aus den Labors zur Wärmerückgewinnung. Das bedeutet, dass das Gebäude um 30 Prozent weniger Energie verbraucht, als ein herkömmliches Laborgebäude. Architektonisch setzt das Gebäude einen Akzent in der Umgebung und spielt gleichzeitig mit ihrer Baugeschichte.“

Universität-Wien Rektor Heinz Engl: „Nachhaltigkeit und Flexibilität sind die besonderen Merkmale des neuen Gebäudes. Für Nachhaltigkeit steht die gewählte Bauweise. Nachhaltigkeit ist zudem ein großes wissenschaftliches Thema in den Disziplinen und Studienrichtungen, die ab Herbst im 3. Bezirk arbeiten werden. Die Flächen sind so gestaltet, dass es möglich ist, die Grenzen innerhalb der Nutzungen zu verschieben. MitarbeiterInnen und Studierende können sich auf einen modernen und kommunikativen Studien- und Arbeitsort freuen. Auf einen Standort, der am Campus Vienna BioCenter in eine interessante Forschungsnachbarschaft eingebettet ist. Es entsteht einer der umfassendsten Biologie-Cluster Europas.“

Bundesminister Heinz Faßmann: „Wir freuen uns über die Fertigstellung des neuen Biologiezentrums, das mit einem Investitionsvolumen in Höhe von rund 146 Mio. Euro brutto über das BMBWF finanziert wird. Durch moderne Universitätsinfrastruktur wird exzellente Lehre und Forschung ermöglicht. Hervorzuheben ist der vielversprechende Standort des Neubaus, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft sich das Vienna BioCenter befindet, der größte Life Sciences Cluster in Österreich, an dem neben der Universität Wien auch andere Wiener Universitäten beteiligt sind. Die Nähe zu anderen Forschungseinrichtungen lässt Synergiepotenzial in der Forschung erwarten.“

Das Gebäude mit der markanten Fassade aus 400.000 Klinkersteinen wurde nach den Plänen der Berliner Architekten Karsten Liebner und Marcel Backhaus realisiert. Die Nutzfläche beträgt 19.000 m², die Bruttogeschoßfläche 40.000 m². In den unteren Stockwerken sind mit einer großzügigen Fachbibliothek, die sich mit einer Glasfassade in Richtung Schlachthausgasse öffnet, zweistöckigen Hörsälen, Seminarräumen und einer Mensa mit Terrasse die Bereiche für die Studierenden untergebracht. Sie werden an modernsten, barrierefreien Laborarbeitsplätzen studieren.

Geforscht wird vom zweiten bis zum fünften Stock; die Laborflächen machen rund 40 Prozent des Gebäudes aus.

Die rote Klinkerfassade greift die aktuelle (Marxhalle) und historische (Schlachthöfe) Architektur der Umgebung auf und stellt gleichzeitig einen Bezug zu dem Prototyp amerikanischer Campus-Universitäten her. Im Inneren findet sie ihren Gegenspieler im nüchtern-eleganten Sichtbeton.

Die Sockelzone ist verglast, was ein großzügiges und helles Foyer schafft. In Richtung der viel befahrenen Schlachthausgasse wirkt das Gebäude geschlossen, wertet die Straße aber mit einem Blick in die helle und freundliche Bibliothek auf. In die andere Richtung liegen Höfe und Grünflächen, die bis ins Gebäudeinnere wirken, ein Gewächshaus samt Versuchsgarten und eine Werkstatt. Die Grünflächen und die Mensa sind genauso öffentlich zugänglich, wie das Kunst-am-Bau-Projekt „Vivarium St. Marx“, geschaffen vom amerikanischen Künstler von Mark Dion, das sich plakativ mit der Repräsentation von Natur auseinandersetzt.

Das Biologiezentrum hat die neu geschaffene Adresse Djerassi-Platz 1, benannt nach dem Wiener Chemiker Carl Djerassi, der als Miterfinder der Antibabypille bekannt wurde. Es wird große Teile der Fakultät für Lebenswissenschaften und Bereiche des 2019 neu gegründeten Zentrums für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft beherbergen.

Erstes Laborgebäude in Wien mit Wärmerückgewinnung aus Laborluft

Bei der Planung des Biologiezentrums achtete man besonders darauf, ein klimafreundliches Universitäts- und Forschungsgebäude zu konzipieren. Das begann beim Grundriss, der so flexibel wie möglich geplant wurde. Die Größe der Räume kann angepasst werden, weil die Zwischenwände installationsfrei sind, Laborflächen können in Büros umfunktioniert werden und umgekehrt. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass das Gebäude möglichst lang genutzt werden kann, was ein wesentlicher Faktor für den Klimaschutz ist.

Auch bei der Wahl der Materialien achtete man auf Klimafreundlichkeit. Eine Klinkerfassade ist enorm widerstandsfähig und damit besonders nachhaltig, da sie über Generationen praktisch wartungsfrei ist. Es wurde zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft verbaut und weitgehend auf PVC verzichtet.

Und erstmals wird in Wien bei einem Forschungsgebäude die Laborabluft zur Wärmerückgewinnung genutzt, sodass mindestens 30 Prozent der benötigten Wärme im Vergleich zu einem herkömmlichen Laborgebäude eingespart werden können. Das Biologiezentrum soll mit klimaaktiv Silber deklariert werden.