Studiengang rund um Glücksspiel: Was verbirgt sich dahinter?
Tatsächlich bietet die Kremser Uni den ersten Glücksspiel-Studiengang an einer österreichischen Hochschule an. Die schlechte Nachricht kommt direkt zuerst. Der Studiengang befasst sich natürlich nicht mit dem Glücksspiel an sich. Studierende erhalten keinen Mastertitel im Pokerspiel, sie können auch nicht das Automatenspiel auf Diplom erlernen. Stattdessen dient der Studiengang dazu, schon heute die Führungskräfte von morgen im Glücksspielsegment auszubilden. Ein Überblick:
- Abschluss – Absolventen erhalten den Master of Business Administration, natürlich mit Kernthema Glücksspiel und Casino.
- Inhalt – es gilt, sich das Wissen anzuhäufen, welches morgen im Glücksspielsegment benötigt wird. Das Management spielt eine tragende Rolle, aber auch die Mitarbeiterführung gehören mit auf den Lehrplan. Ein großer Fokus liegt zudem auf den Erfordernissen in der Glücksspielbranche: Spielerschutz, Glücksspielrecht, Spieltheorien und Suchtprävention.
- Voraussetzung – Erstsemester können den Studiengang nicht belegen. Ausschließlich Studenten mit einem bereits abgeschlossenen Studium oder einer zum Thema passenden Berufsausbildung sind zugelassen. Das Studium läuft berufsbegleitend, greift auf das Blended Learning zurück und erfordert das eigenständige Lernen.
Dass das Studium nicht für Erstsemester geeignet ist, hängt natürlich mit dem Glücksspielrecht zusammen. Immerhin dürfen nur Volljährige ein Casino besuchen und da dies während des Studiums notwendig ist, ist die Voraussetzung sinnvoll. Zugleich soll das Studium natürlich keine jüngeren Menschen ansprechen, wenn diese noch beeinflussbar sein könnten und sich durch das Studium dem Glücksspiel zugeneigt fühlen würden.
Allgemein greift das Studium jedoch viele Bereiche des typischen Managementstudiums auf, stets gepaart mit Glücksspielthemen.
Glücksspiel in Österreich: Verzwickte Lage
Die Glücksspielbranche ändert sich. Fakt ist, und dies wissen Unternehmen und Politik, dass es notwendig wird, für die Zukunft geeignete Personen auszubilden, die die Casino- und Glücksspiellandschaft ordentlich verwalten können. Das Problem besteht jedoch darin, dass auch Österreich aktuell keine wirkliche Regulierung hat, die die Neuerungen der letzten Jahre mit einbezieht:
- Aktuelle Regelung – das große Glücksspiel ist derartig reguliert, dass sämtliche Rechte faktisch bei den Casinos Austria liegen. Sie unterhalten die Spielbanken und Casinos im Land, sie besitzen auch über eine Tochterfirma die offizielle Onlinelizenz für Online-Casinos. Das kleine Spiel unterliegt nicht dem Monopol und darf somit auch in Lottogeschäften, in Sportwettenshops und online angeboten werden.
- Problematik – Österreich gehört zur EU und somit dürfen nach EU-Recht ausländische Online-Casinos ihr Angebot auf dem österreichischen Markt anpreisen. Nach dem landeseigenen Gesetz sind diese Casinos illegal, werden jedoch größtenteils nicht verfolgt und die Spieler können sicher spielen. Dies liegt an den EU-Regularien, die es einem Online-Casino erlauben, überall in der EU die Dienste anzubieten, sofern das Casino in einem Land der EU lizenziert ist. Online-Casinos besitzen meist eine maltesische Lizenz.
- Zukunft – das Glücksspiel im Internet wird sich noch weiter ausweiten. Letztendlich muss Österreich einen Weg finden, Casinos mit einer österreichischen Lizenz zu versehen. Es muss also eine Regulierung erfolgen. Und da jede Regulierung strikten Vorgaben unterliegt, sind wiederum Arbeitskräfte notwendig, die eben dieses Metier hervorragend beherrschen. Das Glücksspielstudium ist somit absolut nicht abwegig.
Ob und wann es zu einer neuen Regulierung in Österreich kommt, ist offen. Forderungen und Gespräche finden regelmäßig statt, doch wird nicht über explizite Vorhaben berichtet. In gewisser Weise steht Österreich diesbezüglich jedoch mit dem Rücken zur Wand, da immer mehr Staaten der EU eigene Online-Glücksspielregelungen aufstellen und Lizenzen vergeben.
Welche Jobchancen ermöglicht das Studium?
Letztendlich bietet das Studium hervorragende Jobchancen, da es inhaltlich sehr breit aufgestellt ist und schon auf ein absolviertes Vorstudium oder eine abgeschlossene Berufsausbildung mit entsprechender Erfahrung zurückgreift. Die Möglichkeiten, entsprechende Gesetze vorausgesetzt, sind vielseitig:
- Eigenes Casino – die Absolventen haben das notwendige Wissen, um selbst ein Casino oder ein Online-Casino zu leiten. Diesbezüglich ist jedoch eine Gesetzesänderung in Österreich notwendig.
- Leitende Position – Absolventen dürften leicht Anstellungen in leitender Position in bestehenden Casinos finden. Dies bezieht sich jedoch nicht rein auf die Casinos, auch die gesamte Gamingbranche oder Hersteller von Glücksspielsoftware könnten an den Studenten interessiert sein.
- Berater – als Berater bestehender oder bald zu gründender Casinos wären ebenfalls Jobmöglichkeiten gegeben.
Und letztendlich mag zwar das Glücksspiel ein Schwerpunkt sein und während des Studiums als Bezugspunkt genutzt werden, doch viele Inhalte lassen sich vollständig auf viele weitere Branchen ausweiten. Das Controlling, Management oder die Personalführung unterscheiden sich nur in wenigen Details. Selbst die Themenpunkte Marketing und Project Management werden in den Studiengang integriert, sodass noch weitere Überschneidungen zu anderen Branchen und Bereichen aufkommen.
Das einzige Manko könnte die Anerkennung des Studiengangs beziehungsweise die Deutung des Abschlusses sein. Es wäre denkbar, dass einige Unternehmen den Glücksspielbezug negativ auffassen und einen solchen Mitarbeiter nicht einstellen. Vermutlich treffen diese Vorurteile jedoch nur auf wenige Betriebe zu und diese wären dem Onlinebusiness allgemein abgeneigt und somit keine Zielgruppe für Studenten.
Fazit – ein komplexes Studium mit Glücksspielschwerpunkt
Der Studiengang an der Donau-Universität Krems bietet letztendlich ein vollständiges Managementstudium. Doch wo andere Studiengänge das Management im stationären Handel, der Automobilindustrie oder auch im Bankenbereich stark in den Fokus rücken, ist das Glücksspiel beim Glücksspielstudium der Mittelpunkt des Geschehens und dient als Aufhänger. Trotzdem ist es inhaltlich so breit gefächert, dass Absolventen hervorragende Berufschancen haben dürften, zumal sie während des Studiums einem Beruf nachgehen und gleichzeitig Berufserfahrung sammeln.